Jetzt: Laudes, Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung Kloster Bethlehem, Koblenz-Pfaffendorf
Laudes, Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung Kloster Bethlehem, Koblenz-Pfaffendorf

Synodalforum II

"Priesterliche Existenz heute"

Das Synodalforum II "Priesterliche Existenz heute" stellt sich der Frage, wie die priesterliche Existenz auf der Basis der Tradition einerseits und dem gesellschaftlichen Kontext heute andererseits neu gedacht und gelebt werden kann. Dabei steht im Grundtext zum Forum der "Priesterlichen Existenz heute" auch die Suche nach Wegen, sexualisierte Gewalt in der Kirche zu verhindern.

Einige Kernpunkte werden hier zusammengefasst. Über den priesterlichen Dienst und das allgemeine Priestertum steht im Grundtext: "Das gemeinsame Priestertum ist keine Konkurrenz, sondern erst in der Zusammenschau des gemeinsamen und des besonderen Dienstes lässt sich dessen spezifischer Auftrag verstehen. Im Wesentlichen ist es ein Dienst an der Einheit, der sich in der Feier der Eucharistie […] verwirklicht. Dieser für die Kirche unverzichtbare sakramentale Einheitsdienst ist das Spezifikum des priesterlichen Dienstes." Dennoch wird im Forum über Reformen zum priesterlichen Dienst als solchem (seine Abschaffung wird im Grundtext zum Forum nicht erwähnt) ebenso nachgedacht wie über den Leitungsbegriff und den Zölibat: "Zum einen muss die Theologie des priesterlichen Dienstes systemisch im Hinblick auf die gemeinsame Gestaltung von Glauben und Kirche überprüft werden, wie im Begriff der Synodalität zusammengefasst ist. Zum anderen muss die Relevanz der Theologie des sakramentalen priesterlichen Dienstes für die konkrete Lebensgestaltung der Kirche und des einzelnen Amtsträgers kritisch betrachtet werden". (Quelle: www.synodalerweg.de)

Mitglieder des Forums

Was die Kirche sagt:

Der Zölibat

Auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Panama erklärte Papst Franziskus am 27. Januar 2019 auf Anfrage eines Journalisten: "Mir kommt der Satz des hl. Pauls VI. in den Sinn: 'Ich gebe lieber mein Leben, als das Zölibatsgesetz zu ändern.' Das kam mir in den Sinn, und ich möchte es sagen; denn das ist ein mutiger Satz, in einer schwierigeren Zeit als dieser, um 1968/70 herum. […] Ich persönlich meine, dass der Zölibat ein Geschenk für die Kirche ist. Zweitens bin ich nicht damit einverstanden, den optionalen Zölibat zu erlauben, nein. Nur für die entlegensten Orte bliebe manche Möglichkeit."

Gemeindeleitung durch Laien?

In der Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils Lumen Gentium ist die Zuordnung von Priestern und Laien in der Nr. 10 schön beschrieben:

"Das gemeinsame Priestertum der Gläubigen aber und das Priestertum des Dienstes, das heißt das hierarchische Priestertum, unterscheiden sich dem Wesen nach und nicht bloß dem Grade nach. Dennoch sind sie einander zugeordnet: Das eine wie das andere nämlich nimmt je auf besondere Weise am Priestertum Christi teil. Der Amtspriester nämlich bildet kraft seiner heiligen Gewalt, die er innehat, das priesterliche Volk heran und leitet es. Er vollzieht in der Person Christi das eucharistische Opfer und bringt es im Namen des ganzen Volkes Gott dar; die Gläubigen hingegen wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit und üben ihr Priestertum aus im Empfang der Sakramente, im Gebet, in der Danksagung, im Zeugnis eines heiligen Lebens, durch Selbstverleugnung und tätige Liebe."

Die Vollzüge des Leitens, Lehrens und Heiligens hat der Herr in besonderer Weise den Aposteln anvertraut. Bis heute wird dieser Auftrag durch Gebet und Handauflegung in der Weihe in verschiedenen Stufen weitergegeben. Bedingt durch den zunehmenden Priestermangel und die Zusammenlegung von Pfarreien kam es in letzter Zeit zur Vermischung der Dienste von Klerikern und Laien, vor allem hinsichtlich der Leitung von Gemeinden. Hier hat die Kirche regulierend eingegriffen.

Schon beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom am 20.11.2015 zeigte Papst Franziskus in der den Oberhirten schriftlich ausgehändigten Ansprache klar die Grenzen des Einsatzes von Laien in der Gemeindeleitung auf: "Pastoralpläne, die den geweihten Priestern nicht die gebührende Bedeutung in ihrem Dienst des Leitens, Lehrens und Heiligens im Zusammenhang mit dem Aufbau der Kirche und dem sakramentalen Leben beimessen, sind der Erfahrung nach zum Scheitern verurteilt. Die wertvolle Mithilfe von Laienchristen im Leben der Gemeinden, vor allem dort, wo geistliche Berufungen schmerzlich fehlen, darf nicht zum Ersatz des priesterlichen Dienstes werden oder ihn sogar als optional erscheinen lassen. Ohne Priester gibt es keine Eucharistie. Die Berufungspastoral beginnt mit der Sehnsucht nach dem Priester im Herzen der Gläubigen."

Trotzdem gab es Pilotprojekte in einigen deutschen Diözesen, bei denen nach Canon 517 § 2 des Kirchenrechts Laien die Gemeindeleitung anvertraut wurde, unter Berufung auf einen durch den Priestermangel verursachten pastoralen Notstand. Im Hinblick auf die Weltkirche ist diese Vorgehensweise erstaunlich, denn aus dem im Vatikan veröffentlichen päpstlichen Jahrbuch 2018 (Annuario Pontificio) und dem statistischen Jahrbuch der Kirche für das Jahr 2016 geht hervor, dass der größte Priestermangel – gemessen an der Zahl der Katholiken pro Priester – in Südamerika herrscht. Dort kommen auf einen Priester 7.200 Katholiken. In Europa sind es 1.600, dazwischen liegt Afrika mit einem Verhältnis von 1:5.000 und Asien mit 1:2.200. Deshalb hätte eher die Kirche in Südamerika das Recht, sich auf einen pastoralen Notstand zu berufen, als jene in Europa und Deutschland.

In formaler Hinsicht sollte bei diesen Pilotprojekten die Anbindung an das kirchliche Amt zwar noch mittelbar durch den Dekan oder einen nicht am Ort lebenden moderierenden Priester (wie etwa einen Dekan oder einen Priester im kategorialen Dienst) gegeben sein, de facto sollte sie aber in der Gemeinde durch einen theologisch ausgebildeten Pfarrbeauftragten ausgeübt werden. In der 34-seitigen "Instruktion der Kongregation für den Klerus: Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" vom 29. Juni 2020, die von Papst Franziskus zwei Tage zuvor approbiert worden ist, wird dagegen argumentiert: Unter Berufung auf das Kirchenrecht wird festgehalten, dass die Leitung einer Pfarrei nur einem geweihten Priester zusteht. Das Amt des Pfarrers kann nicht einer aus Klerikern und Laien bestehenden Gruppe übertragen werden (vgl. Nr. 66). Im Canon 521 § 1 des Kirchenrechtes heißt es: "Damit jemand gültig zum Pfarrer bestellt werden kann, muss er die Priesterweihe empfangen haben." Der Fall einer Pfarrei, für die weder ein eigener Pfarrer noch ein Pfarradministrator oder ein Priester gemäß Canon 517 § 2 bestellt werden kann, ist im Kirchenrecht nicht vorgesehen. Dies berechtigt den Ortsbischof nicht, am Gesetz vorbei ("praeter legem", vgl. Canon 24 § 2) Laien oder Diakone mit der Gemeindeleitung zu beauftragen.

Missverständliche Formulierungen bei der Beauftragung von pfarreilichen Diensten müssen nach der Instruktion der Kleruskongregation vermieden werden. Titel wie "Pfarrer", "Co-Pfarrer", "Pastor", "Kaplan", "Moderator", "Pfarrverantwortlicher" oder ähnliche Begriffe dürfen für Laien nicht verwendet werden, weil das Recht diese dem Priester vorbehält und sie einen direkten Bezug zu dessen Dienstprofil haben. "Gleichermaßen illegitim und nicht ihrem kirchlichen Stand entsprechend sind im Hinblick auf die genannten Gläubigen und Diakone auch Formulierungen wie 'übertragen der Hirtensorge einer Pfarrei', 'die Pfarrgemeinde leiten' und andere ähnliche, die sich auf die Eigenart des priesterlichen Dienstes, die dem Pfarrer zusteht, beziehen" (Nr. 96).

Wortgottesdienste an Sonntagen und gebotenen Feiertagen dürfen nur dann Laien übertragen werden, wenn "wegen des Fehlens eines geistlichen Amtsträgers oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund die Teilnahme an einer Eucharistie unmöglich ist" (Nr. 98; Canon 1248 § 2). Die Spendung der Taufe durch einen Laien ist ebenfalls eine Ausnahme, da ordentlicher Spender der Bischof, der Priester und der Diakon sind (vgl. Nr. 98).

Die Kleruskongregation hält es andererseits für notwendig, eine "Klerikalisierung der Pastoral zu überwinden" und "Vorgehensweisen und Modelle zu fördern, durch die alle Getauften kraft der Gabe des Heiligen Geistes und der empfangenen Charismen sich aktiv, dem Stil und der Weise einer organischen Gemeinschaft entsprechend, in die Evangelisierung mit den anderen Pfarrgemeinden unter Berücksichtigung der Pastoral der Diözese einbringen" (Nr. 38). Da die Kirche nicht nur Hierarchie, sondern Volk Gottes ist, ist auch die gesamte Gemeinschaft für ihre Sendung verantwortlich (vgl. Nr. 38). Die Berufung und die besondere Sendung der Laien ist die "Umwandlung der verschiedenen weltlichen Bereiche […], damit alles menschliche Tun vom Evangelium verwandelt wird" (Nr. 85). Die Laien können "berufen werden zur Mitarbeit mit ihren Hirten im Dienst an der kirchlichen Gemeinschaft, für ihr Wachstum und ihr volles Leben. Sie können dabei verschiedene Ämter übernehmen, je nach der Gnade und den Charismen, die der Herr ihnen schenkt" (Nr. 85).

Die Diskussion um die römische Instruktion hat sich im deutschen Sprachraum fast ausschließlich auf die Thematik der Gemeindeleitung konzentriert. "Die deutsche Kritik geht am Eigentlichen der Instruktion, der pastoralen Umkehr zu einer missionarischen Pastoral, völlig vorbei" (Kardinal Walter Kasper).

Codex des Kanonischen Rechtes

Canon 517 § 2 CIC:
"Wenn der Diözesanbischof wegen Priestermangels glaubt, einen Diakon oder eine andere Person, die nicht die Priesterweihe empfangen hat, oder eine Gemeinschaft von Personen an der Wahrnehmung der Seelsorgsaufgaben einer Pfarrei beteiligen zu müssen, hat er einen Priester zu bestimmen, der, mit den Vollmachten und Befugnissen eines Pfarrers ausgestattet, die Seelsorge leitet."

Canon 521 §1 CIC:
"Damit jemand gültig zum Pfarrer bestellt werden kann, muß er die Priesterweihe empfangen haben."

Kirchenstatistik 2020: Anzahl der Katholiken weltweit steigt weiter   (Quelle: Beitrag von Vatican News)

Die Anzahl der getauften Katholiken weltweit ist auf 1,3 Milliarden angestiegen. Zu diesem Anstieg tragen vor allem Asien und Afrika bei, während die Zahl der Seminaristen weltweit sinkt. Diese und andere Daten finden sich im neuen Statischen Jahrbuch der katholischen Kirche 2018 und im Päpstlichen Jahrbuch 2020.

Anstieg der Katholiken und Bischöfe

Zwischen 2013 und 2018 (Stichdatum für das Statische Jahrbuch) wuchs die Anzahl der Katholiken weltweit um etwa 6 Prozent an, was einem Anstieg von knapp 1,254 auf 1,329 Milliarden, oder um insgesamt etwa 75 Millionen Gläubige entspricht. Von der Gesamtzahl der Katholiken leben etwa 48 Prozent in Amerika, 21,5 Prozent in Europa und 11,1 Prozent in Asien, wo sich ein bemerkenswerter Anstieg zeigte. Insgesamt machten die Katholiken 2018 etwas weniger als 18 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Innerhalb des Beobachtungszeitraumes von fünf Jahren ist auch die Zahl der Bischöfe weltweit um etwa 3,9 Prozent angestiegen, wovon der Löwenanteil auf Ozeanien entfällt (+4,6 Prozent), dicht gefolgt von Amerika und Asien (beide +4,5 Prozent), Europa (+4,1 Prozent) und Afrika (+1,4 Prozent).

Priesterberufungen rückläufig

Gegenläufig ist hingegen die Tendenz bei Priestern, deren Anzahl weltweit um 0,3 Prozent gesunken ist. Im Detail betrachtet sieht man, dass es zwischen 2013 und 2014 zunächst zu einem Anstieg um 1.400 neue Priester gekommen ist, während deren Anzahl zwischen 2016 und 2018 wieder gesunken ist. Afrika und Asien sind bei den Berufungen – im Gegensatz zum weltweiten negativen Trend – Vorreiter: dort stiegen sie um 14,3 sowie 11 Prozent an. Während in Amerika die Anzahl der Priesterberufungen bei rund 123.000 in etwa stabil geblieben ist, sind sie in Europa und Ozeanien um jeweils über 7 Prozent bzw. etwas mehr als 1 Prozent gesunken.

(übernommen von Vatican News - den vollständigen Beitrag finden Sie hier.)

 

Kirchenstatistik 2018: Weltweit 1,1 Prozent mehr Katholiken   (Quelle: Beitrag von Vatican News)

Mehr getaufte Katholiken, weniger Ordensleute und Seminaristen: Das ist die Bilanz der Kirche für das Jahr 2016. Afrika ist der Kontinent mit dem größten Anstieg der Getauften von 2010 bis 2016, während Europa einen Rückgang der Zahl der Gläubigen verzeichnet. Das geht hervor aus dem im Vatikan veröffentlichten Päpstlichen Jahrbuch 2018 (Annuario Pontificio) und dem Statistischen Jahrbuch der Kirche für das Jahr 2016.

Wie viele Katholiken gibt es weltweit?

Getaufte Katholiken gab es 2015 1,285 Milliarden, ein Jahr später 1,299 Milliarden -  somit ein Gesamtanstieg von 1,1 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Weltbevölkerung etwas stärker als die Zahl der Katholiken, und aus diesem Grund verzeichnet die Kirche im Jahr 2016 eine Präsenz ihrer Mitglieder von 17,67 Prozent im Gesamt der Bevölkerung der ganzen Welt, während im Jahr zuvor die Quote bei 17,73 Prozent lag.

Immer mehr Afrikaner lassen sich taufen

Die Katholiken wachsen als Religionsgemeinschaft weiterhin von Jahr zu Jahr, wenn auch langsamer im Vergleich zur Vergangenheit. Afrika legt zahlenmäßig am stärksten zu: Die Zahl der Katholiken stieg dort in den sechs Jahren 2010-2016 von 185 auf 228 Millionen, was einem Anstieg um gut 23 Prozent entspricht. In Europa, wo gut ein Fünftel aller Katholiken leben, blieb die Zahl der Katholiken annähernd gleich. Brasilien hält den Rang als Land mit den meisten Katholiken weltweit: knapp 100 Millionen.

Wie sich der Priestermangel auswirkt
Den größten Priestermangel - gemessen an der Zahl der Katholiken pro Priester - gibt es in Südamerika: Dort kommen auf einen Priester 7.200 Katholiken, in Europa sind es 1.600, dazwischen liegen Afrika mit einem Verhältnis von 1:5.000 und Asien mit 1:2.200. In Europa gibt es auch die kleinsten Bistümer; hier muss ein Bischof im Schnitt nur 13.000 Quadratkilometer bereisen, in Ozeanien sind es über 105.000 Quadratkilometer.

(übernommen von Vatican News - den vollständigen Beitrag finden Sie hier)

Geweihte Männer - viri probati

Zur Frage des Zölibats gehört auch jene nach den "bewährten Männern" (viri probati), die verheiratet sind, einem Zivilberuf nachgehen und die man zu Priestern weihen könnte. Die Mehrheit der Mitglieder der Amazonas-Synode (6. bis 27. Oktober 2019) hat sich dafür ausgesprochen – Papst Franziskus hat sich aber dagegen entschieden. In der Jesuitenzeitschrift "Civiltà Cattolica" findet sich in einem Artikel über sein Pontifikat eine persönliche Notiz, die über sein Verhalten Auskunft gibt. Es habe 2019 kein "discernimento" stattgefunden; wörtlich heißt dies "Unterscheidung", hier aber im Sinn des Urteilsvermögens. Die Unterscheidung der Geister ist ein zentraler Punkt in der ignatianischen Spiritualität. Papst Franziskus hatte den Eindruck, dass Streitigkeiten um Glaubenspositionen und Machtkämpfe vorherrschen, statt eines wirklichen Hörens auf den Heiligen Geist. Er betonte, dass eine Synode nicht mit einem demokratischen Parlament zu verwechseln sei, bei dem es um Mehrheitsentscheidungen geht. Ihm sei das gemeinsame Ringen um Gottes Willen wichtig. Für manche Problemstellungen brauche man noch mehr Zeit, um besser zu hören und geistlich richtig urteilen zu können.

Zu bedenken ist im Zusammenhang mit der Amazonas-Synode auch, dass über 1.000 Priester aus dem Amazonasgebiet ihren priesterlichen Dienst vornehmlich in den USA, aber auch darüber hinaus ausüben, weil sie auf Grund großer Armut und fehlender Infrastruktur in dieser Region kaum eine Lebensgrundlage für sich sehen. Der Mangel an Berufungen in diesem Gebiet gebietet eine Verpflichtung, den Priestern vor Ort eine Lebensgrundlage zu sichern.

Die Amazonas-Synode wollte verheiratete Männer als Priester zulassen. Papst Franziskus hat sich dagegen entschieden. Warum, ist in einer Notiz des Papstes nachzulesen. Was davon zu halten ist, erklärt ein Schweizer Jesuit.

In der Jesuiten-Zeitschrift "Civiltà Cattolica" ist ein Artikel erschienen, der sich dem Pontifikat von Papst Franziskus widmet. Darin ist auch eine persönliche Notiz von Franziskus enthalten. Sie gibt Aufschluss über das vorläufige "Nein" des Papstes zu den "viri probati".

Unterscheidung der Geister
Eine Mehrheit auf der Amazonas-Synode forderte: Bewährte Männer, also verheiratete Männer mit Zivilberuf, sollen zu Priestern geweiht werden. Doch darauf ließ sich der Papst bislang nicht ein.

Das hat mit dem Begriff "discernimento" zu tun, der so viel wie Urteilsvermögen bedeutet. Oft wird er auch etwas freier mit "Unterscheidung der Geister" übersetzt. "Die Unterscheidung der Geister ist ein methodischer Schritt in einer Urteilsfindung. Discernimento hat mehr den ganzen Prozess der Meinungsbildung im Blick", sagt Christian Rutishauser, Provinzial der Schweizer Jesuiten.

Einheit von Glaube und Vernunft
Um den Jesuiten Franziskus zu verstehen, muss man sich mit der jesuitischen Praxis auseinandersetzen. Hinzu kommen kulturelle Unterschiede. "Ich habe einen Teil meiner Ausbildung in Frankreich gemacht. Das methodische Einüben von spiritueller Urteilsbildung ist im deutschsprechenden Raum weniger verbreitet", sagt Rutishauser. "Das Rationale und Spirituelle, das Institutionelle und Persönliche brechen bei uns mehr auseinander, als ich dies im romanischen Kulturraum erlebt habe."

Was es genau mit der Unterscheidung der Geister auf sich hat und wie er Franziskus’ Nein zu den viri probati versteht, sagt Rutishauser in einem kath.ch-Interview im September 2020.

Warum hat Papst Franziskus bei den verheirateten Priestern einen Rückzieher gemacht?

Christian Rutishauser: Der Papst hat die Voten der Amazonas-Synode angehört und die Mehrheitsmeinung gesehen. Sicher hat er beim Schreiben des Schlussdokuments die Synodenstimmen nochmals abgewogen, mit Stimmen von ausserhalb der Synode verglichen, auch mit den Fragen der Umsetzung, der Gesamtsituation etc. Eine solche Auswertung steht ihm zu, wenn er dann das Dokument schreibt. 

Papst Franziskus schreibt in einer Notiz, es habe kein discernimento stattgefunden. Was ist damit gemeint?

Rutishauser: Franziskus betont, dass die Synode kein demokratisches Parlament ist. Letztlich geht es nicht um Mehrheitsentscheide, denen sich eine Minderheit fügen muss. Die Synode muss den Willen Gottes in bestimmten Fragen suchen. Dabei geht es um eine möglichst grosse Konsensfindung, vor allem darum, dass am Ende nicht die Einen über die Anderen siegen. Der Papst wirbt bei allen Gruppen darum, Verständnis für die Gegenseite zu finden, denn es muss um die Einheit der Kirche gehen.

Trotzdem geht es um Reformen.

Rutishauser: Dazu braucht es natürlich offene und freie Debatten. Franziskus fördert und schätzt sie. So hat er ein Klima geschaffen, das in der Kirchenleitung alles andere als selbstverständlich ist. Doch er scheint den Eindruck zu haben, dass noch verschiedene Glaubensüberzeugungen aufeinanderprallen – ohne tieferes Verständnis füreinander. 

Warum ist den Jesuiten die "Unterscheidung der Geister" so wichtig?

Rutishauser: Die Frage, wie der einzelne Mensch das Leben gestalten und die Kirche als Gemeinschaft handeln soll, steht im Zentrum jesuitischer Spiritualität. Es gibt nämlich zwar allgemeine Regeln und Normen, doch das Leben ist so vielgestaltig, dass es immer verschiedene Möglichkeiten gibt, sie auszulegen. Manchmal erzeugt eine Regel, wenn man sie wortwörtlich anwendet, sogar das Gegenteil von dem, was eine Regel eigentlich erreichen will. 

Wann wäre die "Unterscheidung der Geister" denn gegeben? Kann man das intellektuell abwägen – oder ist hier das Bauchgefühl des Papstes gefragt?

Rutishauser: Wer Verstand und Intellekt gegen Bauchgefühl und Emotionen ausspielt, hat nichts von der Unterscheidung der Geister verstanden. Es gibt nur einen Gott und nur einen Heiligen Geist, wie Paulus im Korintherbrief ausführlich darlegt. Dieser eine Geist Gottes wirkt in den verschiedenen Menschentypen. Nicht das Mittel ist entscheidend – ob Kopf oder Bauch –, sondern ob es zum Aufbau der Kirche, zum Wohl der Menschen, zur Bewahrung der Schöpfung dient.

Ist die "Unterscheidung der Geister" nicht eine Ausrede, um ein kirchenpolitisch schwieriges Thema zu vertagen?

Rutishauser: Alles kann immer als Ausrede genommen werden. Das ist Feigheit. Papst Franziskus ist aber wirklich kein Feigling. Er versucht, auf den Geist Gottes zu hören und daher ist er ein Charismatiker. Alle in der Kirche sollten in diesem Sinne Charismatiker sein.
Das heißt aber auch anzuerkennen, dass nicht nur ich selbst vom Geist Gottes geführt bin, sondern die Person, die auch eine gegenteilige Meinung vertritt. Dann beginnt das Ringen, das Zeit braucht, bis daraus Segen entsteht. Geistlich unterwegs zu sein bedeutet, sich mehr Zeit zu nehmen, um genauer hinzuhören.

Die Jesuiten verteidigen den Jesuiten Franziskus und sagen: Seine Haltung ist konsequent. Andere finden: Er ist mal so, mal so. Ist das jesuitische Denken zu kompliziert? 

Rutishauser: Jesuitisches Denken ist nicht kompliziert. Es setzt aber Gebet und Meditation voraus. Nur wer immer wieder neu nach dem Willen Gottes fragt, wird vertraut mit der Unterscheidung der Geister. Ohne kontemplative Haltung und Achtsamkeit, ohne Gewissensbildung am Evangelium und der Wissenschaft können große Entscheide nicht geistlich getroffen werden.

Ich glaube, dass der Papst genau deswegen die Kirche noch nicht reif für gewisse Änderungen hält. Er hat den Eindruck, dass noch ein Machtkampf und ein Streit von Glaubenspositionen vorherrschen. Doch es muss darum gehen, aus dem Glauben immer wieder neu situations- und menschengerecht zu handeln.

Wie lernt ein junger Jesuit die Unterscheidung der Geister?

Rutishauser: Bei uns Jesuiten gehört die geistliche Urteilsbildung zur DNA. Zu jedem Gebet gehören Stille, inneres Abwägen, die Lebenswirklichkeit im Licht Gottes anzuschauen, andere Meinungen vor Gott anzuhören. Im Noviziat wird diese spirituelle Praxis während zwei Jahren intensiv und auch methodisch eingeübt.
Alles hängt schliesslich davon ab, ob auch nach der Ausbildung eine kontemplative Lebensführung gepflegt wird. Der Jesuitenorden bietet dazu einen Rahmen. Aufzwingen kann man eine geistliche Lebensführung niemandem.

Wie geht es jetzt weiter mit der Frage der viri probati?

Rutishauser: Das kann ich nicht sagen. Ich persönlich glaube, dass die Zeit reif dafür ist. Papst Franziskus kommt zu einem anderen Urteil. Das respektiere ich. Ich bin überzeugt, dass die Frage nach der Zulassung zu den Weihen grundsätzlich angegangen werden muss. Sonst gibt es eine Feuerlöschaktion nach der anderen. Das hat nichts mit der Führung durch der Heiligen Geist zu tun. Ein spiritueller Blick ist weiter und tiefer.

 

Diesen Text haben wir freundlicherweise von kath.ch übernehmen dürfen, wo er am 09.09.2020 veröffentlicht wurde.

Priesterweihe für Frauen?

"Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben", hält Papst Johannes Paul II. 1994 in seiner Enzyklika "Ordinatio sacerdotalis" fest.

Hier können Sie die Enzyklika lesen und herunterladen

"Ein weiterer Beweis der Mühe, die Johannes Paul II. für die Prüfung dieser Frage aufgebracht hat, ist die vorausgehende Beratung mit den Vorsitzenden jener Bischofskonferenzen, die mit der Problematik besonders befasst waren. Alle ohne Ausnahme erklärten mit voller Überzeugung, dass die Kirche aus Gehorsam gegenüber dem Herrn keine Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu erteilen." 

"Nur dank ihrer Verwurzelung in Jesus Christus, ihrem Gründer, kann die Kirche der ganzen Welt Leben und Heil bringen. Diese Verwurzelung erfolgt in erster Linie durch die Sakramente, deren Mitte die Eucharistie ist. Von Christus eingesetzt, sind die Sakramente Grundsäulen der Kirche, die sie fortwährend als seinen Leib und seine Braut auferbauen", hat der aktuelle Präfekt der Glaubenskongregation, der Jesuit Luis Ladaria, in seinem Schreiben "Zu einigen Zweifeln über den definitiven Charakter der Lehre von 'Ordinatio sacerdotalis'" 2018 klargemacht.

Das Schreiben können Sie hier lesen und herunterladen

"Diese Lehre fordert eine endgültige Zustimmung, weil sie, auf dem geschriebenen Wort Gottes gegründet und in der Überlieferung der Kirche von Anfang an beständig bewahrt und angewandt, vom ordentlichen und universalen Lehramt unfehlbar vorgetragen worden ist (vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution "Lumen gentium", 25,2).

Antwort der Glaubenskongregation hier vollständig lesen

"Wenn gesagt wird, dass der Priester 'Christus das Haupt' darstellt, dann bedeutet das vor allem, dass Christus die Quelle der Gnade ist: Er ist das Haupt der Kirche, denn er hat 'die Kraft, allen Gliedern der Kirche Gnade einzuflößen'", heißt es im Nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" von Papst Franziskus. Nur inniges Gebet könne Priesterberufungen überhaupt erst möglich machen und fördern. Damit erteilt auch Franziskus der Priesterweihe für Frauen und verheiratete Männer eine Absage (vgl. QA 103). Das Schreiben wurde im Nachgang der Amazonas-Synode (6. bis 27. Oktober 2019) verfasst und am 12. Februar 2020 veröffentlicht.

"Querida Amazonia" hier lesen und herunterladen

Unsere Beiträge zu diesem Thema:

In seiner Ansprache vom 11. Juli 2019 behandelte Pfr. Kocher das Thema "Zölibat – Warum er sinnvoll ist und unter welchen Bedingungen man davon dispensieren könnte":

Zurzeit erleben alle Katholiken mehr als sonst, was der Begriff 'Allgemeines Priestertum' oder auch 'Priestertum aller Gläubigen' bedeutet. Ein Begriff, den Martin Luther in der evangelischen Kirche fest verankert hat, dabei ist er seit jeher Teil der christlichen Glaubenslehre. Jeder getaufte Christ, ob evangelisch oder katholisch, ist der Taufliturgie nach König, Priester und Prophet. Peter Sonneborn, Geschäftsführer von radio horeb, erklärt den Unterschied zwischen Allgemeinem Priestertum und Weihepriestertum. 

Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches Willen war die Lebensform Jesu. Zu seiner Zeit war diese verpönt und stand im Gegensatz zur Auffassung der Zeitgenossen. Für einen erwachsenen Mann bestand Zeugungspflicht: "Wer sich mit der Fortpflanzung nicht beschäftigt, ist wie einer, der Blut vergießt" (Rabbi Eliezer um 90 n. Chr.). Warum Jesus dennoch diese Lebensform gewählt hat, wird in der Ansprache von Pfr. Kocher vom 6. Februar 2020 in der Reihe "Die Einzigartigkeit des Handelns und Redens Jesu" (3. Teil), deutlich dargelegt. Nachfolge des Herrn impliziert in der lateinischen Kirche auch die Übernahme der ehelosen Lebensform Jesu Christi als Zeichen seiner ausschließlichen Verfügbarkeit für das Reich Gottes und dessen Anliegen. 

Die Predigt: "Seine Lehre: Stil, Ort, Inhalt, Lehrer und Schüler":

Die siebenteilige Predigtreihe "Einzigartigkeit des Redens und Handelns Jesu" finden Sie hier.

In seiner Ansprache vom 11. Juli 2019 behandelte Pfr. Kocher das Thema "Zölibat – Warum er sinnvoll ist und unter welchen Bedingungen man davon dispensieren könnte":

Vom 19. bis 21. Februar 2019 fand in Trier eine kirchenrechtliche Tagung unter dem Leitwort "Das Geschenk der Berufung zum Priestertum" statt. Zentrales Thema war die Zukunft der Priesterausbildung. Der Anlass für die Tagung war die überarbeitete römische Grundordnung für die Priesterausbildung, die Ratio Fundamentalis. Vertreter aus unterschiedlichen kirchlichen Arbeitsfeldern und theologischen Disziplinen diskutierten in Trier die gegenwärtigen Herausforderungen für Priesterberufungen. Insbesondere die unterschiedlichen Perspektiven, zum Beispiel die praktischen Erfahrungen eines Pfarrers oder die geschichtliche Sicht eines Historikers, haben einen facettenreichen Blick auf die Frage geworfen, wie die Zukunft der Priesterausbildung im deutschsprachigen Raum aussehen könnte.

Das Ansehen vieler Priester und Seelsorger hat nicht zuletzt durch die Missbrauchsskandale in der kath. Kirche gelitten. Auch leiden viele von ihnen unter dem Generalverdacht, dem sie sich ausgesetzt sehen. Wie Priester damit umgehen sollten und wie das Image des Priesters in der Öffentlichkeit wieder verbessert werden kann, darüber haben wir mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki gesprochen.

Prof. Dr. Christoph Ohly ist Mitglied des Neuen Ratzinger Schülerkreises. Den Vortrag mit dem obigen Titel hielt er 2019 im Päpstlichen Patristischen Institut Augustinianum in Rom anlässlich des Symposiums der Ratzinger Schülerkreise.

Welche Wirkung hat die Priesterweihe? Generalvikar Andreas Fuchs spricht in dieser Sendung darüber, auf welche Weise ein Mensch von der Weihe geprägt wird. Ein Priester bleibt für immer Priester: Er handelt "in persona Christi" am Altar.

Das Sakrament der Weihe

Die Priesterweihe in der katholischen Kirche ist Männern vorbehalten. Das hat Papst Johannes Paul II. 1994 in seinem apostolischen Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" bekräftigt. Laut Papst habe die Kirche keine Vollmacht, Frauen zu Priestern zu weihen. Auch Jesus habe nur Apostel berufen ("Apostolische Sukzession").
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