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Pfingstnovene - 7. Tag

Synodalforum I

"Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag"

"Das Thema des 1. Synodalen Forums lautet: 'Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag'. Das Forum fragt, wie mit der Macht in der Kirche umgegangen wird. Was muss getan werden, um Machtabbau und eine Verteilung von Macht zu erreichen? Dazu ist eine kritische Selbstbesinnung auf die Bedingungen des Machtmissbrauchs unerlässlich. Außerdem sollen Ansätze, Prozesse und Strukturen einer nachhaltigen Erneuerung erörtert werden, wozu auch der Aufbau von Verwaltungsgerichten gehört. Zentrale Fragen im Forum werden sein: Wie ist in der Kirche Macht zu verstehen und auszuüben, wie zu organisieren, zu begrenzen und zu kontrollieren? Wie ist sie theologisch zu verantworten? Welche Rahmenbedingungen und welche Strukturen begünstigen Machtmissbrauch, welche werden zum Kampf gegen Machtmissbrauch benötigt?"

(Text: Offizielle Bezeichnung und Inhaltsangabe des Synodalen Forums. Quelle: www.synodalerweg.de)


Mitglieder des Forums  
 

Beiträge zu diesem Thema:

Antworten von Papst Franziskus

Fünf Kardinäle haben Papst Franziskus zu Themen des Synodalen Weges gefragt. Diese sind als "Zweifel" (lat. "dubia") formuliert, zu denen eine offizielle Klärung erbeten wird. Papst Franziskus hat am 02.10.2023 seine Antworten veröffentlicht (Volltext: Vatican News).

Einer der "Zweifel" betrifft konkret die Inhalte des Synodalforums I. Hier haben wir Frage und Antwort zusammengefasst.

Frage:

Ist die Kirche von Natur aus synodal? 

Die Frage befasst sich mit der Behauptung, dass die Synodalität eine "konstitutive Dimension der Kirche" sei, wie Papst Franziskus es in der Apostolischen Konstitution "Episcolpalis Communio - Über die Bischofssynode" formuliert hat. Die Kardinäle schreiben in ihrem Zweifel, dass die Bischofssynode lediglich ein beratendes Organ des Papstes ist und nicht das Bischofskollegium vertritt. Es wird gefragt, wie sich die starke Hervorhebung von Synodalität damit vereinbaren lässt, dass die höchste Autorität in der Kirche dem Papst und dem Bischofskollegium zukommt.

Antwort:

Papst Franziskus hebt die Bedeutung der Synodalität in der Kirche hervor, welche die aktive Beteiligung und das Gehör der Gläubigen fördert. Er schreibt, dass eine wirkliche Beteiligung des ganzen Gottesvolkes dafür wichtig sei: "Die Kirche ist ein 'Mysterium missionarischer Gemeinschaft', aber diese Gemeinschaft ist nicht nur affektiv oder ätherisch, sondern impliziert notwendigerweise eine reale Beteiligung." Dies bedeutet, dass zwar die höchste Autorität sowohl vom Papst als auch vom Bischofskollegium ausgeübt wird, die Gläubigen jedoch aktiv in den synodalen Prozess einbezogen werden.

Das Amt in der Kirche ist auf die persönliche Berufung durch Jesus Christus zurückzuführen und entsteht nicht durch Selbstwahl oder eine demokratische Legitimierung; damit ist ein fundamentaler Unterschied zu einem weltlichen Amt ausgesagt. Die Aufgabe des geweihten Priesters besteht auch nicht darin, (politische) Macht über die Laien auszuüben. Das II. Vatikanische Konzil definierte den priesterlichen Dienst als Vollmacht zu lehren, zu heiligen (was sich wesentlich auf die Spendung der Sakramente bezieht) und zu leiten (vgl. Lumen Gentium 26–28; Presbyterorum Ordinis 4–6). Ihre in der Weihe vermittelte heilige Vollmacht (potestas sacra) dient dazu, dass Gott durch sie sein göttliches Wort spricht, seine Gnade in der Liturgie und bei den Sakramenten vermittelt und Christus selbst seine Herde weidet. Mit Nachdruck legte das Konzil dar, dass die Macht des Geweihten als Dienstvollmacht am Gottesvolk zu verstehen ist, also keineswegs als Herrschaftsanspruch. An diesem Maßstab muss sich die Kirche immer wieder kritisch messen und hinterfragen lassen.

Auf der Linie des II. Vatikanums schreibt Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" in der Nr. 104, dass es zu Konflikten kommen wird, "wenn die sakramentale Vollmacht zu sehr mit Macht verwechselt wird". Er führt aus: "Man darf nicht vergessen, dass wir uns, wenn wir von priesterlicher Vollmacht reden, 'auf der Ebene der Funktion und nicht auf der Ebene der Würde und der Heiligkeit'[1] befinden. Das Amtspriestertum ist eines der Mittel, das Jesus zum Dienst an seinem Volk einsetzt, doch die große Würde kommt von der Taufe, die allen zugänglich ist. Die Gleichgestaltung des Priesters mit Christus, dem Haupt – d. h. als Hauptquelle der Gnade – schließt nicht eine Erhebung ein, die ihn an die Spitze aller Übrigen setzt. In der Kirche begründen die Funktionen ‚keine Überlegenheit der einen über die anderen‘.[2] Tatsächlich ist eine Frau, Maria, bedeutender als die Bischöfe. Auch wenn die Funktion des Amtspriestertums sich als 'hierarchisch' versteht, muss man berücksichtigen, dass sie 'ganz für die Heiligkeit der Glieder Christi bestimmt' ist.[3] Ihr Dreh- und Angelpunkt ist nicht ihre als Herrschaft verstandene Macht, sondern ihre Vollmacht, das Sakrament der Eucharistie zu spenden; darauf beruht ihre Autorität, die immer ein Dienst an dem Volk ist."

Die Dienstvollmacht des Priesters als Macht für das Volk Gottes zeigt sich besonders darin, dass dieser sich nicht selbst die Sakramente spenden kann. Für die Krankensalbung und die Lossprechung von seinen Sünden braucht er, wie jeder andere Gläubige auch, einen Priester. Dienst und Nachfolge, die sich besonders in der Kreuzesnachfolge und im Tragen der Lasten anderer zeigen (vgl. Gal 6,2), sind deshalb etwas wesentlich anderes als eine Leitungsfunktion in einer gesellschaftlichen Einrichtung. Sie können also damit nicht verglichen werden. Die Forderung nach einer klar geregelten Kontrolle von Macht in der Kirche ist berechtigt, muss aber dieses fundamental andere Verständnis von Macht immer wieder im Blick haben bzw. dieses wieder geltend machen. Missbrauch entsteht immer dann, wenn priesterliche Vollmacht nicht zum Dienst, sondern als Erhebung über andere verstanden und gelebt wird. Die Einrichtung von Anlaufstellen, bei denen dies angezeigt und nachverfolgt werden kann, ist ein Erfordernis unserer Zeit.

 


[1] Johannes Paul II., Nachsynodales Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 51: AAS 81 (1989), 493.

[2] Kongregation für die Glaubenslehre. Erklärung Inter Insigniores zur Frage der Zulassung der Frau zum Amtspriestertum (15. Oktober 1976), VI: AAS 69 (1977), 115.

[3] Johannes Paul II.. Apostolisches Schreiben Mulieris dignitatem (15. August 1988), 27: AAS 80 (1988), 1718.

Gedanken und Impulse zu Themen des Synodalen Weges. Im zweiten Video dieser Reihe geht es um die Macht - ihre Möglichkeiten, aber auch ihre Versuchungen. Wie geht Kirche mit Macht um? Und was hat uns das Evangelium dazu zu sagen?

(Inhalt: Bischof Dr. Stefan Oster, Quelle: YouTube.com)

In letzter Zeit ist viel über sexuellen Missbrauch in der Kirche geredet worden. Das Bewusstsein für das Thema hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt, und dabei ist auch eine andere Form von Missbrauch in den Fokus geraten: der geistliche Missbrauch. Meistens geschieht geistlicher Missbrauch im Rahmen von geistlicher Begleitung oder der Amtsausübung eines geistlichen Oberen. In den letzten Jahren hat es dazu eine Reihe von Veröffentlichungen gegeben, die auch in den Medien aufgegriffen worden sind – z. B. in einer Arte-Fernsehdokumentation, in der auch eine deutsche Autorin zu Wort kam, die ihrer ehemaligen geistlichen Gemeinschaft Manipulation und Missbrauch vorwirft. In diesen besonders verstörenden Fällen geht geistlicher in sexuellen Missbrauch über, wobei es dabei um erwachsene Frauen ging, die in einem geistigen Abhängigkeitsverhältnis zu einem Priester standen.

Das Thema wirft viele Fragen auf. Denn während die Grenzüberschreitung bei sexuellen Übergriffen meistens relativ klar zu erkennen ist, sind die Übergänge bei geistlichem Missbrauch eher fließend und deshalb schwerer zu greifen. Geistliche Begleitung hat außerdem in der Kirche eine lange und segensreiche Tradition. Und bei geistlicher Begleitung entsteht natürlicherweise Nähe, manchmal ein tiefes Vertrauensverhältnis. An welcher Stelle droht eine solche Beziehung zu kippen? Woran kann man erkennen, dass sich schädliche Abhängigkeitsmuster eingeschlichen haben?

Darüber sprechen wir hier in der Lebenshilfe mit Frau Dr. Katharina Anna Fuchs. Sie stammt aus Baden-Württemberg, ist Psychologin und lehrt am Institut für Psychologie der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Mit der Prävention von Missbrauch beschäftigt sie sich seit über zehn Jahren, unter anderem war sie acht Jahre lang am Zentrum für Kinderschutz der Päpstlichen Universität Gregoriana tätig. Sie gehört mehreren internationalen und kirchlichen Beratungsgremien an, die sich mit Missbrauch und Missbrauchsprävention befassen.

 

Macht und Machtausübung in der Kirche – das ist eines der großen und derzeit mit am heftigsten diskutierten Themen der Kirche in Deutschland. Genau damit beschäftigt sich das erste Forum des deutschen Synodalen Wegs, nämlich unter dem Titel: "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag". Gleich zu Beginn des Grundtextes lesen wir dazu: Es "existiert eine Kluft, wie Macht faktisch in der Kirche konzipiert und ausgeübt wird einerseits, dem Anspruch des Evangeliums und den Standards einer pluralen, offenen Gesellschaft in einem demokratischen Rechtsstaat andererseits". Als konkrete Referenzgröße, an der die Kirche Maß zu nehmen habe, wird also der demokratische Rechtsstaat genannt. Ich muss gestehen, dass mich das doch einigermaßen verwundert. Im Grunde ist das Evangelium, das wir gerade gehört haben, so etwas wie ein Grundlagentext zu genau dieser Thematik der Macht und der Machtausübung in der Kirche. Aber außer, dass einmal in Klammern auf diese Stelle mit Kapitel- und Versangabe verwiesen wird, spielt er im genannten Grundtext nicht die geringste Rolle.